Hegels Phänomenologie des Geistes
Das Seminar ist geboren aus der Beschäftigung mit Hegel im vorangegangenen SS 2015. Es ist aber in sich eigenständig, so dass auch neue Teilnehmer ohne Vorkenntnisse daran teilnehmen können. In dem Seminar geht es nicht darum Hegel historisch kritisch zu rekonstruieren. Sondern ihn genau zu lesen und damit der Frage nachzugehen, was uns Hegel HEUTE sagen kann.
Hegels Werk der „Phänomenologie des Geistes“ erschien 1806 und begründete seinen Ruhm in der Philosophie. So wie Baudelaire als der Lyriker der Moderne bezeichnet werden kann, ist Hegel der Denker der modernen Welt.
Er eröffnet die moderne Welt weil sein Werk von dem Gefühl durchdrungen ist, dass sich eine entscheidende Veränderung des Laufs der abendländischen Welt und damit der Philosophie vollzieht. Die vorgängige (religiöse als auch feudale) Gemeinschaft verändert sich. Sie entwickelt sich zu einer bürgerlichen Gesellschaft. Diese erfährt sich als von sich selbst getrennt. Denn es gibt in einer Gesellschaft viele einzelne und partikulare Interessen und deren Vermittlungen. Eine rege und vielfältige Mannigfaltigkeit. Somit erfährt sich die Gesellschaft (im einzelnen als auch allgemein) als von sich selbst getrennt, denn sie macht die Erfahrung, dass es keine einheitliche und vorgängig homogene Gemeinschaft (mehr) gibt. Sie sucht sich und damit nimmt sie sich als getrennt wahr. Das ist die Erfahrung des modernen Subjekts (als einzelnes und als Gesellschaft).
Hegel legt mit der „Phänomenologie des Geistes“ wie kein anderer eine Geschichte des Werdens der modernen Subjektivität in seiner Zerrissenheit vor, in dem verschiedene Stufen des Bewusstseins durchlaufen werden. Das Subjekt ist wesentlich geprägt durch diese Erfahrung, dass es es nur gibt als ein Selbst im Verhältnis zur Welt. Im Kontakt mit der Welt entsteht das Subjekt. Das moderne Subjekt ist also immer schon getrennt von sich, damit es sich selbst als Bewusstsein spürt und erfährt.
Wenn das moderne Subjekt zerrissen ist, wie kommt es zu einer Begegnung? Wie entsteht eine Verbindung zwischen Subjekt und Objekt oder zwischen verschiedenen Subjekten (Ich und der Fremde, Ich und Gesellschaft)? Die Frage zielt auf unser eigenes Selbst- und Weltverständnis. Ob für die Kunst, die Musik oder das Design, wird diese Frage nach dem Subjekt immer mitschwingen.
Das Seminar wird sich in textnahen Lektüre verschiedener Passagen der „Phänomenologie des Geistes“ widmen, um im Verständnis für das Denken Hegels auf uns, als Zerrissene zurück zu kommen.
Dozent: Kai Hochscheid
Tag: Freitag
Uhrzeit: 11:00 – 13:00 (c.t. – d.h. mit der akademischen Viertelstunde)
Raum: 4.15.070
Textgrundlage:
Hegel, G.W.F.: Phänomenologie des Geistes,
Werke in 20 Bänden mit Registerband: 3: Phänomenologie des Geistes: BD 3 (suhrkamp taschenbuch wissenschaft) [Taschenbuch]
Kosten: € 20,- (Es wird eine Kopiervorlage vorhanden sein)